Ursprung der Schutzdienstausbildung

 

Der Schutzdienst als Sport hat seinen Ursprung in der Diensthundeausbildung, wie sie heute noch von der Polizei oder Sicherheitsdiensten ausgeführt wird. Hier wird der Hund darauf trainiert, gezielt Menschen zu stellen und im Notfall auch anzugreifen. Die Hunde sollen nämlich für den Ernstfall eingesetzt werden. Während der Ausbildung wird in einem Ganzkörperanzug trainiert und der Hund darf den Ausbilder überall beißen, falls dieser versucht, zu fliehen. Dabei muss der Hund allerdings sofort ablassen, wenn sein Hundeführer ihm das befiehlt. Während des Trainings wird der Hund, nachdem er sich verbissen hat, mit Tritten oder Schlägen bedroht. Das hat zum Ziel, dass der Hund im Ernstfall auch dann nicht vom Täter ablässt, wenn der sich gegen ihn wehrt.

 

 

Schutzdienstausbildung

 

Anders als bei Diensthunden wird der Hund während einer Schutzdienstausbildung im Sportbereich nicht auf den Ernstfall vorbereitet. Ziel dieser Ausbildung ist es, dem Hund auch in Extremsituationen Gehorsam beizubringen. Der Erfolg des Trainings kann in Vereinsprüfungen offiziell bestätigt werden. Die Prüfungen haben verschiedene Schwierigkeitsgrade und bauen so aufeinander auf. In jeder Prüfung werden drei Bereiche abgefragt: Fährtensuche, Unterordnung und Schutzdienst.

 

 

Fährtensuche

 

Die Fährtensuche ist der erste Bereich der Schutzdienstausbildung. Hierbei muss der Hund eine Geruchsspur mit der Nase verfolgen. Die Länge der Spur hängt von dem Schwierigkeitsgrad der Prüfung ab. Es ist eine der artgerechtesten Beschäftigungen des Hundes und fördert gleichzeitig die Bindung zwischen Hund und Hundeführer. Denn die Übung wird gemeinsam gemeistert, und der Hund wird für die erfolgreiche Fährtensuche mit Leckerchen oder Lob belohnt. Für den Hund ist die Fährtensuche ein Spiel, bei dem er bestimmte Gegenstände – also die Beute – finden muss.

In der Schutzdienstausbildung geht ein Ausbilder eine bestimmte Wegstrecke ab und legt in einem gewissen Abstand einen oder mehrere Gegenstände auf den Boden. Der Hund muss die vorgegebene Wegstrecke mit der Nase verfolgen und sobald er einen Gegenstand gefunden hat, seinen Hundeführer darauf aufmerksam machen. In der Regel zeigt er das an, indem er sich auf den Bauch legt. Während des gesamten Trainings ist der Hund an der Leine.

 

 

Unterordnung

 

Auch die Unterordnung ist Voraussetzung für den Schutzdienst, da sich der Hund seinem Hundeführer bedingungslos unterordnen muss, um beim Schutzdienst auch auf Kommando von der Beute abzulassen. Die Unterordnung setzt ein großes Maß an Vertrauen des Hundes gegenüber seinem Hundeführer voraus. Für den Hund selbst ist die Unterordnung ein Spiel: Auf Kommando macht er Sitz, Platz oder geht bei Fuß, und als Belohnung winkt ihm immer sein Lieblingsspielzeug. Hier wird also mit positiver Bestätigung gearbeitet. Außerdem wird hier schon begonnen, den Beutetrieb des Hundes zu kontrollieren, denn der Hund muss seine Belohnung auch wieder auf Kommando abgeben, wenn sein Hundeführer das von ihm verlangt.

 

 

Schutzdienst und Beutetrieb

 

Der Schutzdienst ist der dritte und letzte Bereich der Schutzdienstausbildung. Hierbei wird der Hund so trainiert, dass er später den Schutzärmel als Beute ansieht. Die Übungen der Ausbildung ähneln dem Räuber- und Gendarmspiel: Der Hund muss den „Täter“ aufspüren, verbellen und ihn am Flüchten hindern. Am Ende jeder Übung bekommt er immer wieder den Schutzärmel als Belohnung.

Die Rolle des Täters übernimmt ein erfahrener Schutzhundhelfer, der eine bestimmte Ausbildung absolviert hat. Er muss den Hund gut einschätzen können und eine gute Verständigung mit dem Hundeführer haben. In jedem Training trägt er einen speziellen Schutzanzug und den Schutzärmel. Eine der ersten Übungen ist das Verfolgen des „Täters“: Auf Kommando rennt der Hund auf den Helfer zu und beißt in den Schutzärmel, sobald der Helfer ihn mit ausladenden Bewegungen bedroht. Auf Kommando muss er wieder von seiner Beute ablassen. Da der Hund aufs Wort gehorcht, entscheidet der Hundeführer, wann der Hund seinem Beutetrieb nachgeben darf und wann nicht mehr. Er darf also seinen Beutetrieb kontrolliert ausleben.

 

Bedrohung des Hundes

In einer weiteren Übung versteckt sich der „Täter“ und der Hund muss ihn auf Kommando aufspüren. Sobald er ihn gefunden hat, verbellt er ihn. Auch hier beißt er erst auf Kommando seines Hundeführers in den Schutzärmel. Und auch hier muss er wieder auf Kommando von seiner Beute ablassen. Daraufhin flüchtet der „Täter“, und der Hund darf ihn auf Kommando seines Hundeführers verfolgen. Erst wenn sich der „Täter“ dem Hund zuwendet und drohend auf ihn zuläuft, darf der Hund in den Schutzärmel beißen. Danach kommt ein Stock aus Schaumstoff zum Einsatz. Indem der Schutzhundhelfer mit dem Stock mehrere schnelle Bewegungen in Richtung des Hundes macht, „bedroht“ er diesen. Die Übung orientiert sich an folgender Situation aus der Arbeit von Diensthunden: Ein Täter, der von einem Diensthund durch Zubeißen an der Flucht gehindert wird, wehrt sich mit Tritten oder Schlägen, sodass der Hund von ihm ablässt. Diese Situation soll also im Training nachgestellt werden.

Der Schutzhundhelfer schlägt den Hund nicht wirklich, sondern an ihm vorbei. Die Prüfungsordnung für die Schutzdienstprüfung schreibt allerdings vor, dass der Hund zweimal tatsächlich mit dem Stock berührt wird. Der Schutzhundhelfer darf aber nicht mit voller Wucht auf den Hund einschlagen und nur bestimmte Stellen des Hundes berühren.

 

 

Schutzhunde im Alltag

 

Im Schutzdienst lernt der Hund, auf bestimmte Situationen zu reagieren, die sich zwar auf Situationen aus dem Diensthundebereich beziehen, aber im normalen Leben so gar nicht vorkommen. Der Hund lernt zudem, wie er seine Beute erobern kann. Damit kann er aber im normalen Leben kaum etwas anfangen. Eine Übertragung auf den Alltag ist für den Hund also nicht möglich, da er nur auf den Schutzärmel als Beute trainiert wird und im Alltag kommen solche Schutzärmel nicht vor. Außerdem kann der Hund zwischen dem Schutzärmel als Spielzeug und einem menschlichen Arm unterscheiden.

 

 

 

Gutes Schutzdiensttraining

 

Bei der Schutzdienstausbildung ist vor allem eins wichtig: es sollte nur mit Motivation und positiver Bestätigung gearbeitet werden. Schmerzreize wie Elektrohalsbänder oder körperliche Züchtigung sind verboten. In einem gelungenen Schutzdiensttraining wird der Beutetrieb des Hundes kontrolliert und in keinem Fall gefördert. Der Hund kann so seinen angeborenen Trieb ausleben und wird dadurch optimal ausgelastet. Das ist wichtig, denn nicht oder falsch ausgelastete Hunde, die ihre Triebe nicht ausleben können, sind schnell frustriert. Das fördert zum einen die Aggression und zum anderen wirkt es sich auf die Psyche des Hundes aus und kann bis zur Depression des Tieres führen.

Wenn man sich dafür entscheidet, seinen Hund mit Hilfe der Schutzdienstausbildung auszulasten, sollte man bei der Wahl des Vereins auf folgende Kriterien achten:

-Der Hund darf beim Training weder verletzt noch verängstigt werden.

-Es sollten genügend qualifizierte Übungsleiter vorhanden sein.

-Vor dem Eintritt in den Verein sollte man das Training auf dem Übungsplatz kostenlos testen dürfen.

Es gibt natürlich auch genügend andere Hundesportarten, die den Beutetrieb bedienen. Dazu gehören zum Beispiel jede Form von Dummy-Arbeit oder die Ausbildung zum Rettungshund.